Die besondere Geschichte zum Markt

Die besondere Geschichte zum Markt

Montag, 25.11.2019

Marktstände für Kämme-Karl und den billigen Jakob

Seit 40 Jahre liefern Harald und Christian Wirths die „Hardware“!

„Habt ihr nicht eine kleine Anekdote über den Vieh- und Krammarkt zu erzählen?“ Danach gefragt schauen sich Christian und Harald Wirths schmunzelnd an! „Das kann man nicht alles erzählen!“ Darüber sind sie sich einig! Vierzig Jahre lang kennen die beiden nun schon das Waldbröler Marktgeschehen, denn seit dem 1.3.1979 sind sie für den Auf- und Abbau der Marktstände zuständig. In den Anfangsjahren wurden den Händlern über 100 Stände zur Verfügung gestellt. Es war die Zeit, als der billige Jakob seine Waren feilbot, genauso wie der Kämme-Karl oder die Lavendel-Oma! Diese Originale gibt es nicht mehr, und der Bedarf an vorbereiteten Ständen ist bis auf ein Dutzend zurückgegangen. Die Marktbeschicker kommen inzwischen mit eigenen Verkaufswagen und Spezialanhängern vorgefahren, sagt Marktmeister Günter Härting. „Früher“, so erzählen die beiden Wirths, „haben wir schon montags die rund 1000 Dachlatten, Böcke sowie 400 Bretter bereitgestellt. Dienstags und mittwochs wurde alles mit einem kleinen, alten Tempo Dreirad Transporter, Baujahr1952, an Ort und Stelle gekarrt und aufgeschlagen. Donnerstags ab 5 Uhr früh erledigten wir den Rest, wenn die Straßen gesperrt waren!“ Die Latten wurden über Kreuz zusammengenagelt. First und Seitenränder aus Latten ergaben, sobald die Händler eine Plane übergelegt hatten, ein Zeltdach mit Platz für Waren, Käufer und Verkäufer. „Verkauft haben meistens die Frauen“, erzählen Harald und Christian Wirths; „die Männer saßen in Hoemanns Kneipe, die es schon lange nicht mehr gibt, hinter einem Vorhang. Sie spielten Skat und tranken sich ein Schlückchen, oder sagen wir einen guten Schluck!“ Also doch Anekdoten! „Für die Marktbeschicker waren wir Brüder, obwohl wir nicht verwandt oder verschwägert sind“, erzählt Harald Wirths „und irgendwann haben wir das so stehen lassen!“ Die beiden sind heute im Rentenalter und vom Typ her grundverschieden. Christian ist der Sonnyboy, mit scheinbar immer mit guter Laune. Kein Wunder, denn ein Berufsleben lang war er als Schornsteinfegermeister traditionell der Glücksbringer schlechthin. Harald ist der gemütlichere. Besonnen, ernst aber nicht ohne Humor. Beide Eigenschaften braucht er im Umgang mit Menschen, die er in schwierigen Lebenssituationen aufsucht. Harald Wirths ist Bestatter! Über 40 Jahre hat die Zusammenarbeit immer gut geklappt. Hilfskräfte waren auch oft notwendig. „Wir haben regelmäßig Schüler des Hollenberg-Gymnasiums als Helfer eingestellt, die immer hochmotiviert waren“, so Christian Wirths mit schelmischem Blick. Ich habe denen gesagt: „Passt in der Schule immer schön auf, sonst müsst ihr später im Leben unsere Arbeit weitermachen!“ „Das hat geklappt, denn aus einigen ehemaligen Helfern sind heute Doktoren und Professoren geworden“, versichern Christian und Harald Wirths einstimmig. Und das ist keine Anekdote sondern eine Waldbröler (Markt)Geschichte, die das Leben schrieb. Heute bauen die beiden Urgesteine die verbliebenen, wenigen Stände auf, kümmern sich um die Beschilderung und das Aufräumen nach dem Markt. Den beiden Herren gefällt es immer noch, der Markt hat doch etwas Faszinierendes!

 

Seit 40 Jahren bauen Christian (r.) und Harald Wirths die Marktstände auf. Auch Marktmeister Günter Härting (l.) wurde in seinen Aufgabenbereich von den zwei Waldbröler Urgesteinen eingearbeitet.

Foto: Jürgen Sommer