Damals sah die Welt noch anders aus

Damals sah die Welt noch anders aus

Samstag, 21.09.2019

Das heutige Kreiskrankenhaus in Waldbröl wurde vor 50 Jahren erbaut.

25 000 Besucher kamen vor 50 Jahren, am 01.06.1969, dem Tag der offenen Tür, um sich das neue Krankenhaus in Waldbröl anzuschauen. Ganz so viele Besucher waren es am 31.08.2019 zur Feier des 50. Geburtstages nicht, dafür hatten sich zum Festakt im Saal des Krankenhauses rund 150 geladene Gäste eingefunden. Besondere Beachtung fand der Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, der in der ersten Reihe Platz genommen hatte. Peter Biesenbach, NRW Justizminister des Landes, CDU Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen, Landrat Jochen Hagt, der Geschäftsführer des Klinikums, Sascha Klein, dazu Bürgermeister aus dem Oberbergischen, ehemalige Chefärzte des Krankenhauses sowie zahlreiche Ehrengäste waren ebenfalls der Einladung gefolgt. Als Sascha Klein den Bundesminister nach der Begrüßung ans Rednerpult bat, streikte die Technik.

 Ein gut gelaunter Jens Spahn ergriff ohne Mikrofonverstärkung, direkt vor dem Publikum stehend, das Wort und glich die Panne der Technik mit charmantem Improvisationstalent aus! „Wir sind mit ein bisschen zu schlechter Laune in diesem Land unterwegs“, meinte der Minister. Durch gute Debatten gelte es, zu Entscheidungen und Veränderungen zu kommen. Mit dem Hinweis, dass die Pflege aus der Fallpauschale der Krankenhäuser herausgenommen wird und zukünftig nach dem tatsächlichen Aufwand abgerechnet werden darf, erntete er spontanen Beifall. Die Impfpflicht („Deutschland hängt hinten dran“), die Planung und Verteilung der Krankenhäuser im Land („das Krankenhaus in der Nähe ist auch ein Stück Heimat“) sowie die elektronische Patientenakte, die Spahn gerne in Deutschland entwickeln möchte, mit eigenen rechtlichen Vorgaben, das waren seine Themen an diesem Jubiläumstag.

 Landrat Jochen Hagt zeichnete die Struktur der Klinik von früher bis heute nach. Die Krankenhäuser Waldbröl und Gummersbach in einer Gesellschaft zusammenzuführen, mit den jeweiligen medizinischen Schwerpunkten, bezeichnete Hagt auch aus heutiger Sicht als eine richtige Entscheidung. Beachtliche 40 Millionen Euro wurden von 2007 bis 2017 in die Modernisierung des Waldbröler Hauses investiert, das nun mit seinen 320 Betten und den 550 Mitarbeitern für die Zukunft gut aufgestellt ist. Sascha Klein, der Geschäftsführer des Klinikums möchte mit den Krankenhäusern die medizinische, wohnortnahe Grundversorgung sichern. Er bemängelte die auf Misstrauen basierende, administrative Überregulierung, die unnötig Personal binde. Chefarzt PD Dr. Michael Petzsch ließ die Geschichte der technologischen und medizinischen Entwicklungen in den Fachabteilungen des Hauses, teils in Bildern dargestellt, aufleben.

Die beispielhafte technologische Aufrüstung in den letzten Jahren und die Einstellung neuer Chefärzte, die Petzsch besonders erwähnte, zeugen von weitsichtigen, zukunftsorientierten Entscheidungen. Den Schlussvortrag hielt Professor Dr. Karl-Otto Bischoff mit dem Thema „Krankheiten im gesellschaftlichen Wandel“. 25 Jahre war Bischoff Chef der Kardiologie. Burnout, Depression und Angsterkrankungen seien dem demografischen Wandel und den veränderten Anforderungen des 21. Jahrhunderts geschuldet, erklärte der heutige Ruheständler. Völlig stressfrei war dagegen der Auftritt der Oberbergischen Dampfkapelle, die unter anderem mit Waschbrett und Gießkanne und dem Lied vom kleinen grünen Kaktus, einer für einen 50. Geburtstag wohl auch einzufordernden Nostalgie, gerecht wurde. Führungen durch das Haus und Fahrzeugausstellungen von Feuerwehr und Rettungsdienste rundeten den Nachmittag ab. Das alte „Clinomobil“, vor Jahrzehnten eine Neuerung im Rettungswesen, aufgestellt neben einem modernen Rettungswagen, verdeutlichte anschaulich den Zeitsprung von 50 Jahren.

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