Waldbröls Kneipenkultur kennt man auch in Köln
Mit Zahlen lässt sich bei Bernd Weber in seinem „Websters Whikey and Ale House“ in der Waldbröler Hochstraße gut jonglieren. 58 Sorten Whiskey stehen auf der Getränkekarte, rund ein Dutzend im Geheimfach, das macht ungefähr 70, rechnet der Wirt und Liebhaber edler Brände, vor. Beim Probieren, so mahnt und empfiehlt er, hört man am besten nach sieben Sorten auf, dann schmeckt man nämlich keinen Unterschied mehr.
59 Jahre ist er alt und Biersorten sind es fünf, die er vom Fass zapft. Ein Dutzend Livemusikabende gibt es jährlich mit denen er seine Kunden erfreut, aber nur eine einzige irische Harfe, nur noch als Schmuckstück verwendbar, ziert die Wand. Ein einsamer, schlaffer Dudelsack wartet auf kräftige Lungen, die seine etwas angestaubten Pfeifen in höchsten Tönen jubeln lassen! Atmosphäre und Originalität hat die Schankstube, in dessen Nebenraum eine Dartscheibe zum präzisen Zielwurf auffordert, ohne Zweifel. Das Skelett in der Ecke ist wohl eine Anspielung auf Webers Lieblingswhiskey mit dem unaussprechlichen Namen „Laphroaig“ der, wie er humorlos behauptet, nach einer jungen Moorleiche im Eichensarg schmeckt.
Makaber? Eher nicht, aber das mag mit dem speziellen Humor der britischen Inseln zusammenhängen. „Übrigens glaubte während der Prohibition niemand, dass dieser Whiskey ein alkoholisches Genussmittel sein könnte und so durfte man ihn als Medizin verkaufen“, ließ Weber wissen. Für ihren speziellen Humor sind auch die Kölner bekannt und die kommen nach Waldbröl, um Whiskey zu tasten oder, um eines der britischen Biersorten vom Fass zu genießen. Lässt man in Köln das Kölsch stehen, um getränketechnisch very British den Durst zu löschen, so könnte das dort zum Platzverweis führen.
Zur Waldbröler Kneipenkultur gehört auch „Websters Whiskey and Ale House“.
Fotos Jürgen Sommer
In Waldbröl sieht man alles lockerer: „Für die Unverbesserlichen habe ich auch Kölsch vom Fass“, erklärt Weber und lässt damit sein Harmoniebedürfnis und die Restliebe zum Rheinland durchklingen, denn seine große Liebe, die gehört den Inseln, wo Whiskey destilliert wird und Murphy´s Red, Guiness, Kilkenny Red oder HOP HOUSE LAGER gebraut wird. Über drei Jahrzehnte ist Weber im Gastgewerbe tätig und eröffnete im Mai 2016 sein Ale House. Was er nicht leiden kann, das sind politische Diskussionen an der Theke, denn „das sind oft ganz üble Themen“, so spricht er aus Erfahrung und hört dann doch lieber wie ein Beichtvater den Gästen zu. Da schalte ich dann auch manchmal auf „Durchzug“ gesteht er ehrlich. Aber wenn ich Glück habe, läuft im Free TV ein Fußballspiel, dann wird gezapft und eingeschenkt, dann läuft das Bier und das runde Leder. Dann ist der Wirt aus dem Ale House ganz besonders zufrieden und entspannt.