Helle Köpfe brauchen dunkle Nächte

Helle Köpfe brauchen dunkle Nächte

Freitag, 30.11.2018

An der Schnörringer Sternwarte wird aktuell fleißig gebaut

Links das alte Observatorium in einem Gartenschuppen. Rechts die im Bau befindliche, neue Sternwarte. Dr. Thomas Eversberg, Dr. Klaus Vollmann und Jens Eichner vom Kreis (v.l.)
Foto: Jürgen Sommer

(js) „Rund 100 dunkle, klare Nächte, die sich für Himmelsbeobachtungen eignen, gibt es hier erfahrungsgemäß“, erklären Dr. Thomas Eversberg und Dr. Klaus Vollmann mit Begeisterung. Die beiden Astrophysiker haben zu einer Medien Informationsveranstaltung in die im Bau befindliche Schnörringer Sternwarte eingeladen, um den Baufortschritt und die spätere Zielsetzung zu erläutern. Die beiden Hobby Astronomen, die hauptberuflich beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeiten, verwirklichen sich in Schnörringen einen langgehegten Traum, der bisher allerding einen langen Atem verlangte. Die Idee von der Sternwarte begann im Jahr 1999 mit einer Beobachtungsstation, die in einem Holzschuppen in Schnörringen untergebracht war. Die Begehrlichkeiten und die Suche nach einem großen Teleskop wuchsen. In München stand ein 30 Jahre altes Fernrohr zur Disposition, was die Schnörringer Astronomen für rund 30.000 Euro ersteigerten. Neupreis des Gerätes: 700 000 Dollar! Also fast ein Lottogewinn! Die zwei Physiker machten sich an die Arbeit und 2009 wurde das Projekt „Observatorium“ im Waldbröler Stadtentwicklungsausschuss mit Plänen und Zeichnungen vorgestellt. Zwei Jahre später wurde eine gebrauchte, drehbare Kuppel erworben. Was fehlte war der komplette Turm. Was außerdem fehlte waren die Zuschüsse für den Weiterbau. Es wurde ruhig um das Projekt! Vor wenigen Tagen zogen die Physiker eine erfreuliche Zwischenbilanz, die sich nach Zuteilung der Fördergelder auch im aktuellen Baufortschritt zeigt: Im Januar 2017 flossen 148.000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland in das Projekt. 10.000 Euro steuerte der Oberbergische Kreis für den Anschluss an die Versorgung bei. Im Juli 2018 kamen weitere 58.000 Euro von der Wipperfürther „Hans-Hermann-Voss-Stiftung“ für die Realisierung des Schülerlabors hinzu. Inzwischen ist die Kuppel auf dem massiv gemauerten Turm installiert. Das große Fernrohr (Teleskop) wird erst später darunter montiert werden. 160 Quadratmeter Estrich wurden kürzlich in den Nebengebäuden, dem Seminarraum, der Teeküche, der Sanitärzelle und den zwei Schlafräumen, verlegt. Der Innenausbau, Fliesen, Deckenverkleidung und Heizung werden folgen. Doch wie soll das Observatorium letztlich genutzt werden? „Es wird hier keine Volkssternwarte entstehen, das können wir nicht leisten“, betont Eversberg nachdrücklich! „Unser Ziel ist es, vor allem Schülern zu vermitteln wie Wissenschaft funktioniert“, erläutert er weiter und weist auf die schon bestehenden Kontakte mit Waldbröler Schulen hin. Frank Bohlscheid, Schulleiter des Hollenberg Gymnasiums und selbst Hobbyastronom, ist von der Idee begeistert: „Was in Schnörringen installiert wird, das ist eine Top Ausstattung“, schwärmt er und erhofft sich besonders von den noch zu bauenden kleinen beweglichen Modulen einen großen Nutzen, denn hier können Schüler selbstständig an kleineren Teleskopen arbeiten. Doch noch gibt es in Schnörringen viel zu tun. An eine offizielle Eröffnung ist nicht vor 2020 zu denken, erklären Eversberg und Vollmann mit Zurückhaltung, denn trotz des hohen Einsatzes von Eigenmitteln benötigt der gemeinnützige INITIATIVKREIS SCHNÖR- RINGEN TELESCOPE SCIENCE INSTITUTE (STScI) weitere finanzielle Mittel für die endgültige Fertigstellung. Dann wird am Eingang auch eine Messingtafel angebracht auf der alle Sponsoren und Unternehmen aufgelistet werden, die weitgehend kostenlos zum Gelingen beigetragen haben“, versichert Eversberg.

Wenn sich die 2,3 Tonnen schwere Kuppel demnächst öffnet und das Teleskop installiert ist, wird von Schnörringen aus, bei klaren Nächten, der Blick ins Weltall möglich sein.

Kategorien: Stadtentwicklung