Die Gründe sind Überalterung der Vorstände und fehlender Nachwuchs
(js) Dieter Hammeran, Vorsitzender des Waldbröler Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften, hat derzeit eine Menge Sorgen. Schon vor der Jahreshauptversammlung hat er die 120 Mitglieder davon in Kenntnis gesetzt, dass die Partnerschaften mit den Städten Witham (England), Jüterbog (Brandenburg) und Swiebodzice (Polen) wohl mehr oder weniger Auslaufmodelle sind. Grund: Überalterung der Vorstände und fehlender Nachwuchs.
Im Oktober des vergangenen Jahres wurde der im März 1990 gegründete Partnerschafts-Verein mit Jüterbog, genau aus diesem Grund, aufgelöst. Der dortige Altersdurchschnitt liegt bei 73 Jahren.
Nicht viel anders ist es um die englischen Partner bestellt, die ihren Verein im Februar 2018 auflösten. Die teils über 80 Jahre alten Vorstandmitglieder fanden keine Nachfolger. Dieser Schnitt schmerzt besonders, da 1986 mit den sich aufbauenden Beziehungen zur Stadt Witham und der Unterzeichnung der Twinning Charter der Städtepartnerschaftsgedanke erst geboren wurde. Die Partnerschaft wurde konsequent durch eine Vereinsgründung im Jahr 1990 besiegelt. Erste Vorsitzende wurde damals Magrit Richter. Mit steter Regelmäßigkeit waren die Engländer im Frühsommer immer zu Gast bei Waldbröler Familien. Im Sommer erfolgte der Gegenbesuch. Über viele Jahre sind so zahlreiche Freundschaften entstanden. Am 30. Mai 2018 traf – wohl zum letzten Mal – eine Gruppe englischer Freunde in Waldbröl ein. Privat organisiert, schon ohne Vereinseinbindung. „Es ist ein denkwürdiger Abend“, so Bürgermeister Peter Koester bei der Begrüßung der 18 Engländer im Garten des Bürgerhauses an der Seite von George Ellis dem „Official“ aus Witham. Ellis betonte die „phantastic friendship“, die über die Jahre bestanden habe.
Auf Sparflamme läuft auch die Städtepartnerschaft zwischen Waldbröl und Swiebodzice. „Am 15. Oktober 1996 wurde die „Urkunde zur Begründung der Städtepartnerschaft“ von der damaligen Bürgermeisterin Monika Höfer und Bürgermeister Jan Wysoczanski in Polen unterzeichnet. Von der ursprünglichen Absicht mit Schulen, Organisationen und Vereinen sowie Privatinitiativen, auf freundschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Basis zusammenzuarbeiten – was einmal hervorragend funktionierte – sind heute nur Fragmente übrig. Die Weihnachtsmärkte sind noch ein festes Bindeglied nach Polen, aber dass es bei allen drei Partnerstädten keinen direkten Ansprechpartner auf Vereinsebene mehr gibt, das bedauert Dieter Hammeran sehr. Auch Bürgermeister Peter Koester bedauert diese Entwicklung und sagt: „Leider sind wichtige Bausteine unserer über die Grenzen hinausgehenden, städtepartnerschaftlichen Beziehungen etwas verloren gegangen. Für den Waldbröler Städtepartnerschaftsverein wäre es wichtig, dass er Unterstützung erfährt, indem sich viele Bürgerinnen und Bürger einbringen in Form von Mitgliedschaften und aktiver Mitarbeit!“
Bei der Suche nach Ursachen für das schwindende Interesse bei der jüngeren Generation bewegt man sich im Dunkelbereich der Vermutungen. Ist es ein sich änderndes Reiseverhalten oder die Individualisierung beim Aufbau internationaler Freundschaften, die keinen Verein mehr benötigt? „Es gibt eine Zeit für alles“, so Magrit Richter heute, die auf das Internet verweist, mit den damit verbundenen Möglichkeiten international zu kommunizieren. Wichtig ist derzeit der Blick in die Zukunft des Vereins. Hammeran sieht in der Zusammenarbeit mit dem WKT eine Chance, ebenso im Erfahrungsaustausch mit anderen Städte-Partnerschaftsvereinen. Als allerletzte Option bleibt die Auflösung des Waldbröler Städtepartnerschaftsverein, doch soweit mag noch niemand denken.