Anekdoten aus Waldbröl

Anekdoten aus Waldbröl

Samstag, 26.11.2016

Heinz-Otto Janßen plaudert aus dem Nähkästchen

„Früher gab es streng beschränkte Besuchszeiten im Krankenhaus. Das kann man heute kaum noch nachvollziehen. Für meine Geschichte muss ich aber ein wenig ausholen: Nach dem Fußballtraining, ich war zwölf Jahre alt, fuhr ich mit meinem Fahrrad die Bahnhofstraße hinunter. Vorne an der Lampe hatte ich zur Deko kleine Fußball-Schühchen aufgehängt, die ich auf der Kirmes am Schießstand geschossen hatte. Ich beobachtete sie gerne, wie sie bei der Fahrt schön hin und her baumelten. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich bei der Hautärztin, die ihre Praxis auf der Bahnhofstraße hatte, aufwachte. Ich war auf einen parkenden VW-Käfer aufgefahren und durch die kleine Scheibe in den Wagen hineingeflogen. Das muss man auch erstmal schaffen. Glück gehabt! Kurz darauf wurde ich ins Krankenhaus gebracht – ich hatte nur eine kleine Gehirnerschütterung und kam auf die Kinderstation. Das Krankenhaus war damals noch in den Räumlichkeiten, wo heute das Buddhistische Zentrum ist. Der einzige Vorteil, den diese Geschichte mit sich zog, war, dass ich mit dem Daumen-Lutschen aufgehört habe. Mit zwölf Jahren war ich dafür schon recht alt – selbst der ‚Daumen-Ex‘ aus der Apotheke hatte mir damals nicht geholfen. Als ich dann aber mit sechs weiteren Kindern in einem Zimmer lag, habe ich mich geschämt und damit aufgehört. Das aber nur nebenbei. Jedenfalls war die Besuchszeit auf der Kinderstation dieselbe wie auf allen anderen Stationen: von 14 bis 16 Uhr. Ohne Ausnahme! Da waren die Schwestern rigoros. Noch heute bin ich davon überzeugt, dass dadurch manches Kind einen Schaden mitgenommen hat. Ob es bei mir so war, müssen andere beurteilen. Und so, wie sich andere beispielsweise an den Geruch der alten Turnhalle neben dem Rathaus erinnern, so erinnere ich mich noch genau an den Geruch der Eingangshalle im Krankenhaus. Mir wird heute noch schlecht, wenn ich an diese Gerüche von Essen und Sterillium denke. Viele Menschen, vor allem die, die von außerhalb mit dem Bus kamen, warteten ab 13.30 Uhr – oder sogar früher – in der kleinen Eingangshalle und waren froh, wenn endlich um Punkt 14 Uhr die Türe zu den Krankenetagen aufgeschlossen wurde. In der Hinsicht hat sich in der heutigen Zeit ja doch so einiges verändert.“

Kategorien: Gesundheit