Der Tod sollte kein Tabu-Thema sein

Der Tod sollte kein Tabu-Thema sein

Samstag, 10.09.2016

Die Johanniter begleiten trauernde und schwer kranke Menschen

(tl) Der Tod ist für viele Menschen ein schwieriges Thema. Zu beklemmend sind die Unwissenheit und Ängste, sich vorsorglich damit auseinander-zusetzen. Für Elke Kremer gehört dieses empfindliche Thema zum All-tag: Sie ist – wie ihre Kollegin Sabine Achenbach – Koordinatorin des am-bulanten Hospizdienstes der Johan-niter für Morsbach, Reichshof und Waldbröl. Der Hospizdienst bietet trauernden und im Sterben liegen-den Menschen ehrenamtlich Unter-stützung und Sterbebegleitungen an.WfW:Das Thema „Sterbebegleitung“ ist vielen Menschen, die damit noch nicht in Berührung kamen, neu. Was genau kann man sich darunter vorstel-len?Kremer: Für schwer kranke Menschen, aber auch deren Angehörige, ist der nahende Tod eine starke, emotionale Belastung. Wir helfen dabei, mit der Situation umzugehen und begleiten die verschiedensten Phasen. Dabei stellen wir die sozialen und seeli-schen Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt. Sie sollen wissen, dass sie nicht alleine sind, dass sie Un-terstützung erfahren und Entlastung finden. Eine Sterbebegleitung bedeu-tet aber nicht automatisch, dass es auf das Lebensende des Betroffenen zugeht. Wir bieten auch vorsorgliche Hilfe und Beratungsgespräche an, um sich frühzeitig mit dem Thema ausei-nanderzusetzen. WfW:Wer führt diese Betreuungen aus?Kremer: Unsere ehrenamtlichen Hel-fer – zurzeit rund 40 an der Zahl. Wir bieten kostenfreie Lehrgänge zur ehrenamtlichen Mitarbeit im Hospiz-dienst an. In insgesamt hundert Stun-den werden die Teilnehmer in Theorie und Praxis auf die Sterbebegleitung vorbereitet. Der nächste Kurs star-tet am 23. September 2016 und wir freuen uns über jeden, der dabei mit-macht. Natürlich ist nach dem Kurs niemand verpflichtet, in dem Bereich tätig zu werden. Das ist eine freiwilli-ge Entscheidung.WfW:Wo finden die Betreuungsgesprä-che statt?Kremer: Sterbe- und Trauerbegleitun-gen können Zuhause bei den Betrof-fenen, in Krankenhäusern, aber auch in Pflege- und Altenheimen stattfin-den. Was ich noch anmerken möchte, ist der Unterschied zu Pflegediens-ten. Wir sind nicht für die körperliche Pflege oder den Haushalt zuständig, sondern legen den Fokus rein auf die Beratung, seelische Unterstützung und Entlastung der Betroffenen und Angehörigen.WfW:Wie entscheiden Sie, welche Mit-arbeiter in den jeweiligen Fällen einge-setzt werden?Kremer: In Fachgesprächen mit un-seren Mitarbeitern bekommen wir ein Gefühl für die Persönlichkeiten. In jedem Fall wägen wir individuellab, welche Helfer zu welchen Betrof-fenen passen können. Nach einem ersten Treffen können beide Seiten entscheiden, ob sie sich wohl füh-len. Keiner soll überfordert werden und hat immer die Möglichkeit die Betreuung nach Absprache an eine Kollegen abzugeben. Außerdem halten wir untereinander regelmäßig Rücksprache und reflektieren die ein-zelnen Situationen.WfW:Wie können Betroffene, Angehö-rige und Trauernde an Sie herantreten?Kremer: Natürlich kann jeder den direkten Kontakt per Telefon oder E-Mail zu uns aufnehmen. Darüber hinaus bieten wir aber auch Projekte wie das offene Trauercafé (jeden 3. Montag im Monat im CBT-Wohnhaus St. Michael) oder die geschlossene Trauergruppe für verwaiste Eltern (vierzehntägig freitags im evangeli-schen Gemeindezentrum Morsbach) an. Besonders am Herzen liegt uns auch die Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche. Wir waren beispiels-weise schon mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ in Grundschulen. Die Reaktionen darauf sind sehr positiv!WfW:Vielen Dank, Elke Kremer, für das Gespräch und die Informationen zu die-sem emotionalen Thema

Kinder der Trauergruppe bei einem Ausflug auf den Panarbora-Turm.

Kategorien: Soziales